Zuchtzulassung Hund: Kosten und Voraussetzungen
Hundezucht: Wissenswertes über Rassen, finanzielle Aspekte und Anforderungen
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Die Domestikation von Hunden hat eine Vielfalt an Rassen entstehen lassen, die sich in ihrem Erscheinungsbild und ihrem Wesen unterscheiden. Die Hundezucht ist eine herausfordernde Aufgabe.
Illegale Welpenimporte, der Handel mit Billigwelpen und Qualzuchten haben der Hundezucht einen schlechten Ruf eingebracht. Dabei stellt eine verantwortungsbewusste Hundezucht in einem anerkannten Zuchtverband eine ambitionierte Aufgabe dar, die ein hohes Maß an Wissen und Engagement des Züchters voraussetzt.
Hundezucht: Vielfalt der Hunderassen
Am Anfang stand der gemeine Haushund. Dieser wurde dann unter spezifischen Kriterien weiterentwickelt, beispielsweise als Gehilfe für die Viehzucht oder die Jagd. Auf diese Weise haben sich verschiedene Hunderassen entwickelt, die sich in Größe und Körperbau, Fellstruktur und insbesondere im Charakter unterscheiden. Von einer Rasse spricht man, wenn eine Gruppe von Haushunden bestimmte übereinstimmende Merkmale aufweist und sich deutlich von anderen Vertretern derselben Art unterscheidet.
Auffällig ist zunächst der Phänotyp, also das äußere Erscheinungsbild: Ein Dackel sieht völlig anders aus als eine Deutsche Dogge, und ein Deutscher Schäferhund hat wenig mit einem Chihuahua gemeinsam. Ebenso relevant ist das Temperament: Windhunde, die in der Wüste jagen, sind an selbstständige Jagd gewöhnt, während ein Golden Retriever die Beute aus dem Wasser apportiert und eng mit seinem Besitzer zusammenarbeitet. All diese Eigenschaften werden durch gezielte Zucht geformt und sind erblich. In der Regel wird eine Hunderasse von einem Zuchtverein als solche definiert und ihr Standard festgelegt. Neukreationen wie der Kromfohrländer gehen häufig auf das Engagement einzelner Personen zurück.
Man schätzt, dass es weltweit über 800 Hunderassen gibt. 354 davon sind von der Fédération Cynologique Internationale (FCI), dem größten kynologischen Dachverband, als Rasse anerkannt (Stand: Juli 2021).
Populärste Hunderassen in Deutschland
Die Welpenstatistik des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) liefert Informationen darüber, welche Rassen sich in Deutschland besonderer Beliebtheit erfreuen. Dabei werden die jährlich gemeldeten Welpenzahlen erfasst. Nachfolgend die fünfzehn beliebtesten Rassen im Jahr 2020:
- 1 Deutscher Schäferhund, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 10.003
- 2 Teckel/Dackel, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 6.660
- 3 Deutsch Drahthaar, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 3.287
- 4 Labrador Retriever, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 3.046
- 5 Pudel, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 2.267
- 6 Golden Retriever, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 2.121
- 7 Deutscher Boxer, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.565
- 8 Rottweiler, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.456
- 9 Border Collie, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.283
- 10 Deutsch Kurzhaar, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.235
- 11 Kleiner Münsterländer, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.223
- 12 Dalmatiner, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.102
- 13 Rhodesian Ridgeback, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 1.015
- 14 Cavalier King Charles Spaniel, Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 996
- 15 Collie (Langhaar), Anzahl der Welpen im Jahr 2020: 983
Maßgebliche Bestimmungen für die Hundezucht
Wer in der Bundesrepublik Deutschland gewerbsmäßig Hunde züchten möchte, benötigt gemäß Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes die Genehmigung des zuständigen Veterinäramtes. Eine solche gewerbsmäßige Hundezucht liegt im Allgemeinen vor, wenn:
- drei oder mehr fortpflanzungsfähige Hündinnen gehalten werden oder mehr als drei Würfe pro Jahr zustande kommen
- der Verkauf von Hunden oder Welpen durch Anzeigenschaltung gefördert wird
- eine planmäßige Zucht betrieben wird
- fortlaufend Welpen zum Verkauf angeboten werden
Selbst ein privater, also nicht-gewerbsmäßiger Züchter, muss bestimmte gesetzliche Auflagen erfüllen, die in der Tierschutz-Hundeverordnung festgelegt sind. Diese Verordnung regelt beispielsweise die Größe der Zwinger. Demnach muss einem Hund mit einer Widerristhöhe von bis zu 50 cm eine Bodenfläche von mindestens sechs Quadratmetern, von 50 bis 65 cm acht Quadratmetern und darüber mindestens zehn Quadratmetern zur Verfügung stehen.
Noch im Laufe des Jahres 2021 soll eine neue Tierschutz-Hundeverordnung in Kraft treten, die umfassende Verbesserungen für das Wohlbefinden der Hunde vorsieht. Die geplanten Änderungen umfassen folgende Punkte, die für Züchter von Bedeutung sind:
- Festlegung von Vorgaben für die Gruppenhaltung von Hunden
- Herabsetzung des Betreuungsschlüssels in der kommerziellen Hundezucht
- Detailliertere Anforderungen an Wurfkisten und Welpenausläufe
- Spezielle Vorschriften für Herdenschutzhunde
- Verbot der Anbindehaltung von Hunden
- Weitere Präzisierungen bestehender Anforderungen an die Hundehaltung zur Vermeidung unzureichender Bedingungen
- Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen
Hundezucht: Dachverbände
Die Fédération Cynologique Internationale wurde am 22. Mai im Jahre 1911 gegründet und ist heutzutage die größte weltweite Organisation für Kynologie. Ihr Hauptsitz befindet sich in Belgien. Aktuell sind 99 Vertrags- und Mitgliedsländer in der FCI organisiert. Diese hat 354 unterschiedliche Rassen anerkannt. Für jede dieser Rassen gibt es einen festgelegten Rassestandard. Die anerkannten Hunderassen sind in zehn Gruppen unterteilt:
- Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
- Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer/Molosser/Schweizer Sennenhunde
- Gruppe 3: Terrier
- Gruppe 4: Dachshunde
- Gruppe 5: Spitze und Hunde vom Urtyp
- Gruppe 6: Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
- Gruppe 7: Vorstehhunde
- Gruppe 8: Apportierhunde/Stöberhunde/Wasserhunde
- Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde
- Gruppe 10: Windhunde
Abgesehen von der FCI haben sich im englischsprachigen Raum zusätzliche, unabhängige Hundezuchtverbände etabliert, die eine andere Systematik der Hunderassen pflegen. Dazu zählen der Britische Kennel Club, der American Kennel Club und der Canadian Kennel Club. Diese vier Organisationen haben weitreichende Kooperationsvereinbarungen getroffen und erkennen ihre jeweiligen Registrierungen gegenseitig an.
Der VDH - Bedeutendster Verband in Deutschland
In Deutschland stellt der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) die größte Interessensvertretung für Hundezucht dar und fungiert als Partner der FCI. In den Zuchtvereinen, die dem VDH angehören, werden mehr als 250 unterschiedliche Rassen betreut. Der VDH zählt 180 Mitgliedsvereine, darunter:
- 15 VDH-Landesverbände
- 163 Rassehunde-Zuchtvereine, die sich einer oder mehreren Rassen widmen
- Deutscher Hundesportverband (dhv) und Deutscher Verband der Gebrauchshundsportvereine (DVG), die sich mit der Ausbildung und dem Sport von Hunden auseinandersetzen
Der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) ist als außerordentliches Mitglied im VDH vertreten.
In der Alpenrepublik ist der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) und in der Schweiz sowie Liechtenstein die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) Mitglied in der FCI.
Neben dem VDH gibt es in der Bundesrepublik Deutschland etliche Rassehundvereine, die weder dem VDH noch der FCI angehören, sondern anderen Verbänden angeschlossen sind.
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Voraussetzungen für die Hundezucht
Bevor ein Hund für die Zucht zugelassen wird, muss er bestimmte Kriterien erfüllen. Im Rahmen einer Begutachtung wird der Hund einer gründlichen Prüfung unterzogen. Dabei werden sowohl das äußere Erscheinungsbild, die Bewegungsabläufe als auch die Gesundheitsdaten bewertet. Da ausschließlich mit charakterfesten Hunden gezüchtet werden soll, spielt die Beurteilung des Verhaltens ebenfalls eine wichtige Rolle. Innerhalb des VDH kann diese Verhaltensbeurteilung im Rahmen der Zuchtzulassungsprüfung oder durch eine Leistungsprüfung wie Vielseitigkeitsprüfungen für Gebrauchshunde, Jagdprüfungen für Jagdhunde oder Hüteprüfungen für Hütehunde erbracht werden.
Mit einer Zuchtzulassung allein ist es jedoch nicht getan - wer in einem Verband züchten möchte, muss weitere Bedingungen erfüllen. Folgende Punkte sind vom Züchter zu beachten:
- Das Alter der Zuchttiere ist reglementiert (nicht zu jung, und Hündinnen dürfen ab einem bestimmten Alter nicht mehr gedeckt werden), ebenso wie die Häufigkeit der Würfe pro Hündin.
- Die Eignung der Räumlichkeiten des Züchters ist festgelegt und wird vom Verband kontrolliert.
- Eine artgerechte Fütterung, angemessene Pflege und ausreichend Bewegung der Tiere müssen sichergestellt sein.
- Für die Hunde müssen genügend soziale Kontakte gewährleistet sein.
- Die fachgerechte Betreuung der Zuchthündin und der Welpen wird überwacht.
- Die regelmäßige Untersuchung der Tiere durch einen Tierarzt ist obligatorisch.
- Je nach Zuchtverband sind rassespezifische Untersuchungen auf bestimmte Erbkrankheiten vorgeschrieben.
- Die Durchführung vorgeschriebener Impfungen und Entwurmungen der Hunde gehört ebenfalls zu den Bedingungen.
- Es muss ein Sachkundenachweis erbracht werden, und die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen des Zuchtverbandes ist erforderlich.
Kostenaufstellung für die Hundezucht
Bis ein Welpe den Besitzer wechselt, hat der Züchter zahlreiche Ausgaben zu tätigen. Eine seriöse Zucht ist daher mit erheblichen Kosten verbunden. Unter anderem fallen folgende Kostenpunkte an:
- Anschaffung der zukünftigen Zuchthündin
- Mitgliedsbeiträge im Zuchtverband
- Eintragung in die Züchtertafel
- Genehmigung der Zuchtstätte
- Aufwendungen für Futter, Tierarzt, Pflegemittel, Hundeschule und Versicherung bis zur Zuchttauglichkeit
- Teilnahme an Ausstellungen
- Gesundheitschecks zur Feststellung der Zuchttauglichkeit
- Beurteilung der Zuchttauglichkeit
- Medizinische Voruntersuchungen der Hündin vor dem Deckakt
- Der eigentliche Deckakt, einschließlich der Anfahrt zum Deckrüden
- Ergänzungsfuttermittel/Spezialfutter während der Trächtigkeit
- Veterinärmedizinische Untersuchungen während der Trächtigkeit
- Spezialfutter für die säugende Hündin
- Welpenfutter
- Wurfkiste/Zubehör/Welpenauslauf
- Tierarztkosten für die Welpen: Untersuchungen auf bestimmte Erbkrankheiten, Entwurmung, Impfung, Einsetzen des Mikrochips
- Wurfabnahme durch den Zuchtverband und Gebühren für die Ausstellung der Ahnentafeln.
Zusätzliche Kosten entstehen, wenn Komplikationen bei der Geburt auftreten oder Muttertier und Welpen erkranken. Hinzu kommt ein beträchtlicher Zeitaufwand für die Überwachung der Geburt und die Betreuung des Wurfes. Darüber hinaus muss der Züchter im Vorfeld geeignete Deckrüden recherchieren und passende Käufer für die Welpen finden.