Fieber und häufiges Wasserlassen
Die meisten Personen haben ungefähr vier- bis sechsmal täglich das Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen, zumeist tagsüber. Normalerweise sondern Erwachsene täglich zwischen 0,7 und 3 Litern Urin ab. Eine gesteigerte Harnausscheidung kann folgendes bedeuten:
Ausscheidung einer erhöhten Urinmenge (Polyurie)
Normale Urinmenge, jedoch häufige Blasenentleerung (oftmaliges Wasserlassen)
Beides
Häufiges Wasserlassen kann von einem intensiven Harndrang (imperativer Harndrang) begleitet werden. Die Polyurie wird vor allem deswegen von den Betroffenen als störend empfunden, weil sie auch nachts aufstehen müssen, um die Toilette zu besuchen (Nykturie). Die Nykturie kann außerdem auftreten, wenn man kurz vor dem Schlafengehen zu viel trinkt, selbst wenn die Flüssigkeitszufuhr insgesamt die übliche Menge nicht übersteigt.
(Siehe &220;bersicht der Symptome der Harnwege.)
Auslöser für übermäßige oder häufige Miktion
Einige der Ursachen für eine vermehrte Urinausscheidung unterscheiden sich von denen, die dem häufigen Harndrang zugrunde liegen. Da aber etliche Menschen, die übermäßig viel Urin produzieren, ebenso häufigeren Harndrang verspüren, werden diese beiden Symptome oft zusammen untersucht.
Die am häufigsten auftretenden Ursachen f&252;r h&228;ufige Blasenentleerung sind
Die h&228;ufigsten Ursachen f&252;r Polyurie bei Erwachsenen und Kindern sind:
Die antidiuretischen Hormone unterstützen die Nieren bei der Reabsorption von Flüssigkeiten. Wenn zu wenig antidiuretisches Hormon produziert wird (ein Zustand, der als Arginin-Vasopressin-Mangel bezeichnet wird) oder wenn die Nieren nicht adäquat reagieren (Arginin-Vasopressin-Resistenz), scheidet der Betroffene übermäßig viel Urin aus.
Individuen mit bestimmten Nierenerkrankungen (wie interstitielle Nephritis oder einem Nierenschaden infolge einer Sichelzellenan&228;mie) sondern möglicherweise ebenfalls übermäßig viel Urin aus, weil diese Erkrankungen ebenfalls die von den Nieren resorbierte Flüssigkeitsmenge verringern.
In seltenen Fällen wird die Frequenz der Harnausscheidung durch eine Rückenmarksverletzung oder -erkrankung ausgelöst.
Bewertung von übermäßigem oder häufigem Wasserlassen
Viele Menschen finden es unangenehm, mit ihrem Arzt über Probleme beim Wasserlassen zu sprechen. Da allerdings etliche Erkrankungen, bei denen eine übermäßige Harnausscheidung erfolgt, recht gravierend sind, sollten Betroffene einen Arzt konsultieren. Die folgenden Informationen können dabei helfen, zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.
Bei Personen mit übermäßiger Harnausscheidung können spezifische Symptome und Merkmale auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten. Hierzu gehören:
Schwäche in den Beinen
Fieber und Rückenschmerzen
Plötzliches Auftreten oder Auftreten bereits in den ersten Lebensjahren
Nachtschweiß, Husten und Gewichtsverlust, vor allem bei starken Rauchern
Eine psychische Erkrankung
Menschen mit einem Schwächegefühl in den Beinen sollten unverzüglich ins Krankenhaus gehen, da diesem Problem eine Erkrankung des Rückenmarks zugrunde liegen kann. Personen mit Fieber und Rückenschmerzen sollten noch am selben Tag einen Arzt aufsuchen, da eine Niereninfektion die Ursache sein könnte. Betroffene, bei denen andere besorgniserregende Anzeichen auftreten, sollten innerhalb der nächsten ein oder zwei Tage den Arzt kontaktieren. Patienten, bei denen keinerlei alarmierende Anzeichen auftreten, sollten sobald es möglich ist, einen Arzttermin vereinbaren, etwa innerhalb einiger Tage oder einer Woche; falls jedoch eine längere Wartezeit erforderlich ist, stellt dies im Normalfall kein Risiko dar, wenn sich die Symptome im Verlauf von Wochen entwickelt haben und recht schwach sind.
Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung durchführen. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten oft auf eine Ursache der übermäßigen Harnausscheidung und auf die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale f&252;r eine &252;berm&228;&223;ige Harnausscheidung).
Themen, zu denen der Arzt Fragen stellen wird:
Zur Menge der aufgenommenen Flüssigkeiten und den Toilettengängen, um zu bestimmen, ob das Problem einer Miktionsfrequenz oder einer Polyurie zuzuordnen ist.
Wie lange die Symptome bereits bestehen
Ob andere Probleme beim Wasserlassen auftreten
Ob der Betroffene Diuretika (Medikamente und andere Substanzen, welche die Urinproduktion erhöhen), einschließlich koffeinhaltiger Getränke, einnimmt bzw. konsumiert
Einige deutliche Befunde lassen möglicherweise auf die Ursache des häufigen Harndrangs schließen. Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, Fieber sowie Rücken- und Flankenschmerzen können auf eine Infektion hindeuten. Bei Menschen, die in großen Mengen koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen oder die kurz zuvor mit Diuretika behandelt wurden, liegen diese harntreibenden Substanzen wahrscheinlich als Ursache vor. Bei Männern mit anderen Problemen beim Wasserlassen, wie einem nur zögerlich zu fließen beginnenden Urin, einem schwachen Harnstrahl und Nachtröpfeln am Ende des Toilettengangs, liegt unter Umständen eine Erkrankung der Prostata vor.
Einige eindeutige Befunde lassen unter Umständen auf die Ursache der Polyurie schließen. Einer Polyurie, die bereits in den ersten Lebensjahren beginnt, liegt aller Wahrscheinlichkeit nach eine Erbkrankheit zugrunde, wie ein Arginin-Vasopressin-Mangel oder eine Arginin-Vasopressin-Resistenz oder Diabetes mellitus Typ&160;1.
Bei Frauen beinhaltet die körperliche Untersuchung in der Regel eine gynäkologische Untersuchung, und es wird etwas Zervix- und Scheidenflüssigkeit entnommen, um diese auf sexuell übertragbare Infektionen zu untersuchen. Bei Männern wird überprüft, ob ein Ausfluss aus dem Penis vorliegt und es erfolgt außerdem eine digital-rektale Untersuchung zur Überprüfung der Prostata.
Es erfolgt eine Urinanalyse und es wird meistens eine Urinkultur angelegt. Ob und welche Testverfahren erforderlich sind, hängt von der Krankengeschichte und dem Befund bei der körperlichen Untersuchung ab (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale f&252;r eine &252;berm&228;&223;ige Harnausscheidung). Falls sich der Arzt unsicher ist, ob tatsächlich eine erhöhte Harnmenge produziert wird, kann der Urin über einen Zeitraum von 24 Stunden gesammelt und gemessen werden. Wenn tatsächlich eine Polyurie vorliegt, kann der Blutzuckerspiegel gemessen werden. Wenn weder Diabetes mellitus für die Polyurie verantwortlich ist, noch andere Gründe, wie eine übermäßige Menge an intravenös verabreichten Flüssigkeiten, die eindeutige Ursache hierfür sind, sind weitere Tests erforderlich. Der Elektrolyten-Spiegel und die Konzentration bestimmter Salze (Osmolarität) im Blut, im Urin oder beidem werden gemessen, nachdem dem Patienten für eine gewisse Zeit Wasser entzogen und das antidiuretische Hormon verabreicht wurde.
Behandlung von übermäßigem oder häufigem Wasserlassen
Die beste Methode, eine übermäßige Harnausscheidung zu behandeln, ist die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung. Zum Beispiel wird ein Diabetes mellitus mit einer Diät, Sport und Insulinspritzen und/oder oral einzunehmenden Medikamenten behandelt. In einigen Fällen kann die übermäßige Harnausscheidung durch einen verringerten Kaffee- und Alkoholkonsum reduziert werden. Personen, die durch nächtliches Aufwachen geplagt werden, weil sie Wasser lassen müssen (Nykturie), müssen eventuell ihre Flüssigkeitsaufnahme vor dem Zubettgehen einschränken.
Kinder, bei denen es zu nächtlichem Wasserlassen (Bettnässen) kommt, können auch mit einer Motivationstherapie behandelt werden, bei der sie für Verhaltensweisen belohnt werden, die das Bettnässen reduzieren (beispielsweise durch Aufkleber auf einem Kalender, wenn sie vor dem Zubettgehen noch einmal die Toilette aufsuchen). Wenn die Motivationstherapie nicht funktioniert, können Alarmsignale als Hinweis auf das Wasserlassen versucht werden. Wenn andere Maßnahmen scheitern, kann der Arzt zur Kontrolle von übermäßigem Durst und Wasserlassen orales Desmopressin verschreiben.
Der behandelnde Arzt kann auch die Diuretika-Dosis, die für die übermäßige Harnausscheidung verantwortlich ist, verändern. Erwachsene, die an Nykturie leiden, können mit Blasenrelaxanzien und Medikamenten zur Verhinderung von Blasenkrämpfen behandelt werden. Resistente Fälle können ebenfalls mit Desmopressin behandelt werden.
Wichtige Informationen für ältere Erwachsene: Erhöhte oder häufige Harnausscheidung
Ältere Männer müssen oft häufiger Wasserlassen, da sich mit zunehmendem Alter die Prostata vergrößert (eine Störung, die als gutartige Prostatahyperplasie bezeichnet wird). Auch ältere Frauen sind aufgrund vieler Faktoren, wie eine Schwächung des Beckenbodengewebes nach Entbindungen und die verminderte Östrogen-Produktion nach der Menopause, vom häufigen Harndrang öfter betroffen. Da bei Männern und Frauen fortgeschrittenen Alters die Einnahme von Diuretika nicht ganz unwahrscheinlich ist, ist es denkbar, dass diese für eine übermäßige Harnausscheidung verantwortlich sind. Ältere Erwachsene mit übermäßiger Harnausscheidung verspüren auch nachts häufig einen Harndrang (Nykturie). Die Nykturie kann ein Grund für Schlafprobleme sein und stellt außerdem durch die Eile und die möglicherweise schlechten Lichtverhältnisse eine erhöhte Sturzgefahr dar. Die Behandlungen der gutartigen Prostatahyperplasie umfassen orale Medikamente und in manchen Fällen chirurgische Eingriffe.
Wichtigste Punkte
Harnwegsinfektionen sind bei Kindern und Frauen die häufigste Ursache für einen häufigen Harndrang.
Ein nicht eingestellter Diabetes mellitus ist der häufigste Grund für eine Polyurie.
Die gutartige Prostatahyperplasie ist eine häufige Ursache bei Männern über 50 Jahren.
Ein übermäßiger Koffeinkonsum kann bei allen Menschen zu einem häufigen Harndrang führen.