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Hallux valgus: Fehlstellung des Großzehengrundgelenks

Hallux valgus

Eine häufige Fehlstellung des Fußes

Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen kennt die Beschwerden täglich: Druckstellen im Schuh, Schwierigkeiten beim Gehen. Ursächlich hierfür ist häufig ein Hallux valgus, eine Fehlstellung des Großzehengrundgelenks, die zu einer deutlichen Verformung des Großzehs (Ballenzeh) führt.

Symptome eines Hallux valgus

Die Fehlstellung des Großzehs entwickelt sich schrittweise und kann sich durch Fehlhaltungen sogar selbst verstärken. Betroffene bemerken lange Zeit neben ästhetischen Veränderungen kaum Symptome. Problematisch wird es meist, wenn die Verbreiterung des Vorfußes so stark ist, dass kein passendes Schuhwerk mehr vorhanden ist. Folgenden Symptome sind typisch für einen fortgeschrittenen Hallux valgus:

Fehlstellung: Der erste Mittelfußknochen verschiebt sich zunehmend zur medialen Fußseite. Dies führt zu einer Vorwölbung des Fußes. Der Großzeh selbst neigt sich deutlich zu den anderen Zehen und kann sich sogar um die eigene Achse drehen. Die räumliche Veränderung kann auch zu Verformungen an den anderen Zehen führen.

Schmerzen: Die Schmerzempfindung variiert stark je nach Schweregrad. Manche Patienten benötigen regelmäßige Schmerzmittel, andere nehmen die Fehlstellung kaum wahr. Der Schmerz lokalisiert sich meist im Bereich des Mittelfußes, oft verursacht durch den Druck enger Schuhe. Bestehende Arthrose kann zu chronischen Schmerzzuständen führen.

Nervenschmerzen: Eine Schädigung der Großzehennerven kann zu Taubheitsgefühlen führen.

Hautveränderungen: Häufig zeigen sich verhärtete Hornhautbereiche an den Fußsohlen sowie Hühneraugen, Druckstellen, Blasen und Schwielen am Großzeh.

Entzündungen: Die Fehlstellung führt zu einer unnatürlichen Belastung der Fußgelenke und umliegender Strukturen. Entzündungen (z. B. Rötungen und Schwellungen) treten daher in unterschiedlichem Ausmaß auf.

Bewegungseinschränkungen: Die Kombination der Symptome kann zu Einschränkungen der Beweglichkeit im gesamten Fußbereich führen.

Arthrose: Die unnatürliche Gelenkstellung begünstigt die Entstehung von Arthrose im betroffenen Gelenk.

Gangunsicherheit: Ein ausgeprägter Hallux valgus beeinflusst die Gangart. Taumelnde Momente und Gleichgewichtsstörungen erhöhen das Sturzrisiko.

Ursachen des Hallux valgus

Ein Hallux valgus entsteht oft im Zuge eines Spreizfußes. Bei einem Spreizfuß sinkt das Fußgewölbe ab. Der Zehenkopf liegt flach auf dem Boden auf, die Zehen stehen nach außen ab. Die Ursache liegt in einer Bindegewebsschwäche, welche die Bänder des Fußgewölbes schwächt. Weitere Faktoren begünstigen das Auftreten des Hallux valgus:

Erbliche Faktoren: Genetische Veranlagungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Bindegewebsschwächen.

Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Fehlstellungen durch Fehlhaltungen: Ein bedeutender Faktor ist das Tragen von hohen Absätzen. Verkürzungen der Achillessehnen und Wadenmuskulatur können ebenfalls ursächlich sein.

Vorhandene Erkrankungen: Hierzu gehören u. a. Spreizfuß, Hohlfuß oder Knickfuß sowie akute Verletzungen wie Knochenbrüche.

Gelenkerkrankungen: Arthritische und rheumatische Erkrankungen beeinträchtigen die Gelenkstrukturen und können Fehlstellungen verursachen.

Neurologische Erkrankungen: Nervenerkrankungen können Fehlbelastungen und Schonhaltungen nach sich ziehen.
Statische Belastungen: Starke Belastungen, wie z. B. langes Stehen und Übergewicht, können die Bänder des Quergewölbes schwächen.
Verschiebung der Sesambeine: Unter dem Großzehengrundgelenk befinden sich zwei kleine Knöchelchen (Sesambeine), die die Sehnenführung des Großzehs übernehmen. Ihre Verschiebung beeinflusst die Zugkraft der Muskeln und kann zur Drehung des Zehs im Gelenk führen.

Spätfolgen

Bei unbehandeltem Hallux valgus ist eine Entwicklung des Hallux rigidus (arthritische Prozesse im Großzehengrundgelenk) möglich. Desweiteren kann es zu ausgeprägten Schleimbeutelentzündungen (Bursitis) kommen.

Die Schleimbeutel vergrößern sich durch das Überbein am Zehenballen und werden durch die unphysiologische Belastung entzündet. Bewegungseinschränkungen und Kontrakturen können auftreten, die eine normale Zehenbewegung verhindern.

Therapie des Hallux valgus

Zunächst versucht der Arzt, den Hallux valgus mit konservativen Maßnahmen zu behandeln. Diese lindern die Symptome, ermöglichen aber keine dauerhafte Korrektur. Eine dauerhafte Verbesserung der Fehlstellung ist meist nur operativ möglich.

Konservative Behandlungsmethoden:

  • Schienen und Tapes können die Schmerzen lindern, bewirken aber keine dauerhafte Korrektur.
  • Physiotherapie stärkt die Muskulatur und kann die Stellung des Zehs verbessern, besonders in frühen Stadien.
  • Schmerzmittel (meist nichtsteroidale Antirheumatika) in Salbe- oder Tablettenform.
  • Orthopädische Einlagen oder Ballenrollen unterstützen die natürliche Fußstellung.

Operative Eingriffe:

Operative Maßnahmen zielen auf die Wiederherstellung der physiologischen Sehnenzüge und/oder die Begradigung des Zehs ab. Diese werden meist bei starken Schmerzen, chronischen Entzündungen oder erheblichen Bewegungseinschränkungen durch Kontrakturen angewendet.

Die konkrete Operationsmethode variiert je nach Patient und Symptomen. Kombinierte Verfahren sind ebenfalls möglich.

Weichteileingriffe: Begradigung durch Eingriffe an Sehnen und Gelenkkapseln.
Osteotomie: Umstellung der Knochenstrukturen des Großzehs.
Arthrodese: Versteifung des Großzehengrundgelenks

Diagnostik

Die Diagnosefindung beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Der Arzt erfragt die Beschwerden und die Funktionsbeeinträchtigungen des Patienten.

Anschließend erfolgen klinische Untersuchungen und bildgebende Verfahren (z.B. MRT, Röntgen). Gelegentlich sind auch Ganganalyse und Fußdruckmessungen notwendig.

Folgende Punkte prüft der Arzt:

  • Vorstehen des 1. Mittelfußknochens
  • Rötungen und Schwellungen
  • Ausrichtung des Querfußgewölbes (abgeflacht, verbreiteter Vorfuß)
  • Stellung des Zehennagels (äußere Seite höher)
  • Schwielen am kleinen Zeh
  • Verformungen benachbarter Zehen
  • Beweglichkeit des Fußes
  • Hornhautüberzogene Vorwölbungen am Zehengrundgelenk
  • Verdrehung des Großzehs

Selbsthilfe bei Hallux valgus

Passendes Schuhwerk: Wählen Sie bequeme Schuhe ohne zu enge Zehenbereiche. Polsterungen können bei Druckstellen hilfreich sein. Hoher Absatz sollte vermieden oder variiert werden.

Barfußgehen: Stärkt die Fußmuskulatur und unterstützt die natürliche Fußstellung.

Fußgymnastik: Regelmäßige Übungen (z. B. online oder durch Physiotherapie) sind wichtig.

Fußbäder: Warme Bäder mit Salzen, Kräutern oder ätherischen Ölen fördern die Durchblutung.

Fußmassagen: Regelmäßige Massagen fördern die Entspannung und verbessern die Durchblutung.

Salben und Öle: Natürliche Inhaltsstoffe in Salben (z. B. Ringelblumensalbe) können Schmerzen lindern.

Fußübungen: Übungen zur Verbesserung der Fußmotorik, wie z. B. Greifen und Werfen mit den Zehen, können hilfreich sein. Auch Igelbälle oder Fußkrafttrainer sind gut geeignet.

Antientzündliche Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst und Gemüse, hilft, Entzündungen zu reduzieren.