Tarifverhandlung Metall- und Elektroindustrie
Ergebnislose zweite Tarifverhandlung der Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen
Zumindest in diesem Punkt gab es nun eine gewisse Bewegung: Während die IG Metall eine Erhöhung der Vergütung um 7 Prozent für die Dauer von 12 Monaten sowie zusätzlich 170 Euro für die Auszubildenden verlangt, offerieren die Arbeitgeber lediglich minimale Prozentsätze bei maximaler Laufzeit - wenn es nach den Vorstellungen der Arbeitgeber geht, sollen Lohnerhöhungen in Höhe von 1,7 Prozent zum 1. Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026 wirksam werden, bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 27 Monaten. Im Gegenzug dazu fordern die Arbeitgeber mehr und unbefristete Möglichkeiten der Differenzierung. Ob hinsichtlich der Ausbildungsvergütung Einigkeit besteht, bleibt weiterhin unklar - zwar zeigen sich die Arbeitgeber durchaus bereit, eine überproportionale Erhöhung derselben vorzunehmen, jedoch bleibt in Bezug auf die konkrete Ausgestaltung dieser Bereitschaft Unklarheit. Folglich wies die IG Metall das Angebot der Gegenseite zurück und forderte den Arbeitgeberverband zur zügigen Nachbesserung auf.
Thorsten Gröger, der Verhandlungsführer der IG Metall in Niedersachsen, äußerte sich wie folgt zum Verlauf der Verhandlungen: „Die vorgelegten Vorschläge seitens der Arbeitgeber entsprechen nicht den formulierten Ansprüchen der Tarifrunde. Die angebotenen Bedingungen sind weder angemessen noch in der Lage, die Herausforderungen, mit denen die Beschäftigten konfrontiert sind, wirkungsvoll zu bewältigen. Wenn man etwas positiv hervorheben möchte, dann ist es die Tatsache, dass die Arbeitgeber in dieser Tarifrunde wenigstens nicht übermäßig lange gewartet haben, bis sie uns ein Angebot unterbreitet haben - dies stellt eine Abweichung im Vergleich zu 2022 dar.' Der Vertreter der Metaller betont: „Das Angebot der Arbeitgeber bleibt deutlich hinter dem zurück, was erforderlich ist, um die wirtschaftliche Stabilität der Arbeitnehmer und somit auch die der gesamten Branche sicherzustellen. Das Volumen erweist sich als zu gering, die Lohnerhöhungen treten zu spät in Kraft, die Laufzeit ist zu lang und nicht zuletzt verbleibt bezüglich der Auszubildendenvergütungen ein Schleier der Ungewissheit. Die vorgeschlagenen Maßnahmen stellen einen Tropfen auf den heißen Stein dar und sind nicht ausreichend, um die Inflationsbelastungen der vergangenen Jahre auszugleichen und die Attraktivität der Branche - insbesondere für den Nachwuchs - langfristig zu gewährleisten.'
Die Arbeitgeberseite pflegte während der etwa zwei Stunden andauernden Verhandlung ihr altbekanntes Klagelied über die gestiegenen Preise. Die Perspektive der Beschäftigten wurde dabei weitestgehend ignoriert, obwohl gerade sie es sind, deren Preise massiv in die Höhe geschnellt sind - sei es im Supermarkt, bei der Wohnungssuche oder den Energiekosten. Und diese Kostenexplosion können sie, anders als der Großteil der Industrie, nicht einfach weitergeben. Die Rolle des privaten Konsums für ein starkes Wirtschaftswachstum wurde vom Arbeitgeberverband ebenfalls ausgeklammert - obwohl die Wirtschaftsinstitute die Anhebung der Vergütungen in ihre Wachstumsprognosen einbeziehen. Ohne diese droht ein weiteres Stillstehen.
Wiederholt führen die Arbeitgeber zudem die gestiegenen Arbeitskosten ins Feld. Ein Blick auf die Fakten verdeutlicht jedoch: Der Anteil der Lohnkosten in der Metall- und Elektroindustrie belief sich im Jahr 2023 auf 16,1 % - womit dieser Wert sogar unter dem Niveau von 2013 (17,6 %) liegt und im Vergleich zu 2020 sogar um 3 Prozent geringer ausfällt.
Bereits während des ersten Zusammentreffens hat die IG Metall nachdrücklich klargestellt, dass eine schnelle und angemessene Reaktion seitens der Arbeitgeber erforderlich ist, um einen konstruktiven Verhandlungsprozess sicherzustellen. „Die erste Verwarnung wurde von den Arbeitgebern nicht verstanden, nun folgt die gelbe Karte - wir werden das Eskalationsszenario vorbereiten und am Mittwoch die Entscheidung über bevorstehende Warnstreiks treffen. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben keine Geduld dafür, dass ihre Forderungen auf die lange Bank geschoben werden - sie werden, falls erforderlich, vor dem Betrieb die passende Antwort finden, um den notwendigen Druck für den Verhandlungstisch zu erzeugen. Die Arbeitgeber müssen nun nacharbeiten und ihre Hausaufgaben erledigen!'
Die nächste Verhandlung in Niedersachsen ist für den 29. Oktober anberaumt. An diesem Tag sind bereits ab 00:01 Uhr Warnstreiks denkbar, nachdem am Vortag die Friedenspflicht außer Kraft getreten ist.